3. Aug, 2017

Des Bauer's Wunsch!

Des Bauers Frau hatte den Ruf,

dass Gott sie mit Gewande schuf.

Denn keiner hat sie je geseh´n,

ganz ohne Stoff, wenn sie versteh´n.

 

Wenn nachts die Lampe sich verdunkelt,

des Bauer's Auge schon wild funkelt.

So wartet er und das seit Jahren,

die Frau mal OHNE zu erfahren.

 

Doch wieder kommt sie aus dem Bade,

mit einem Hemd bis hin zur Wade,

am Kopfe sitzt bei ihr ganz keck,

Ein Häubchen noch – oh schreck!

 

Beschämt läuft sie nun schnell zum Bette,

zieht bis zur Nase sich die Decke,

sie dreht sich um und haucht ganz leis

„Mein lieber Schatz, mir ist so heiß!"

 

„Kein Wunder, mein geliebtes Weib,

du hast fünf Decken übern Leib.

Auf meiner Haut ich spür ganz sacht,

die kühle Brise von der Nacht."

 

Sie denkt kurz nach und fasst sich Mut,

sieht hin zum Manne, der still ruht.

Wirft ab die Decken und das Hemd,

legt sich zum Schlafe leicht beschämt.

 

Am Morgen als sie leis erwacht,

schaut sie den Bauern, der laut lacht.

Er schaut sie an und sagt verzückt:

„Dir ist die Haube leicht verrückt.

 

und was ich seh gefällt mir gut!"

In seinen Augen sprüht die Glut,

er geht zu ihr und will sie küssen,

doch am Boden liegt ein Kissen.

 

Er stürzt und schreit ganz bitterlich,

erträgt den Schmerz fast ritterlich.

Zur Bäurin meint er noch ganz sacht:

„Ab Morgen Decken in der Nacht!“ 

 

Stru 10/2005