5. Aug, 2017

Das Spiel

"Niemals!" sagte sie, "niemals, das kannst du von mir nicht verlangen!“ Sie sah ihn mit großen, geweiteten Augen an. Klein, fast ängstlich saß sie da, auf ihrem Sessel. Die Beleuchtung im Zimmer war etwas düster, draußen war es bereits dunkel. Sie goss mit zittriger Hand noch etwas Whisky ins Glas, sagte kein Wort und ließ ihn dabei nicht aus dem Augen.

 

"Kann ich nicht?" fragte er, "wieso? Hab´s doch gerade getan!" Selbstsicher, ja beinahe grausam kalt war der Klang seiner Stimme. "Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Du weißt ja immer alles besser! Also trag´ jetzt die Konsequenzen." Es sah so aus, als genoss er richtig die Situation, in der sie sich jetzt befand. Er sah sie an, und lächelte ein wenig. Jetzt war es soweit, er hatte sie in der Hand. Wie lange hatte er darauf gewartet. Geduld zahlt sich offensichtlich doch aus.

 

Die Stille war erdrückend. Er sah sie an, wie sie mit ihren Fingern nervös herumspielte, verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Sie stand auf, beinahe ruckartig, ging zum Fenster und sah hinaus. Nachdenklich betrachtete er sie, mein Gott, wie sehr er sie liebte. Beinahe wäre er aufgestanden, zu ihr gegangen und hätte sie in den Arm genommen. Er hätte ihr gesagt, daß wieder alles gut werden würde. Er musste sich überwinden, gerade das nicht zu tun. Diesmal nicht. Er wußte, daß sie jeden erdenklichen Versuch machen würde, ihn umzustimmen. Und insgeheim musste er darüber lachen. Er kannte ihren Erfindungsreichtum nur zu gut. Sie würde nichts unversucht lassen.

 

Sie drehte sich um, sah ihm tief in die Augen und kam ein paar Schritte auf ihn zu. Sie war bereits so nahe, daß er ihren Duft riechen konnte, und er liebte diesen Duft. Wie vertraut er ihm doch war. Sie beugte sich ein wenig herab, und fragte mit leiser Stimme: " Kann ich denn gar nichts tun, um dich umzustimmen?" Beinahe hätte er sie in den Arm genommen, aber eben nur beinahe. Er räusperte sich um mit kühler Stimme "gar nichts" zu sagen.

 

Sie richtete sich auf, sah ihn mit einem kämpferischen Ausdruck in den Augen an. "Und du bist dir sicher, daß du diesmal nicht nachgibst? Du weißt, was das bedeutet?". Er wußte es nur zu gut. Das bedeute soviel wie Krieg. Die Vorstellung ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Er wußte, sie konnte gnadenlos sein, wenn es darum ging ihre Vorstellungen durchzusetzen. Er lehnte sich zurück und dachte an die vielen Male, die er nachgegeben hatte. Es hat es immer gern getan. Doch diesmal nicht, er wollte sie herausfordern, in die Enge treiben. Ja beinahe amüsierte ihn diese Situation.

 

Sie ging im Zimmer auf und ab, dachte angestrengt nach, suchte nach Möglichkeiten, es musste doch einen Ausweg geben. Warum nur blieb er diesmal so hart? Was hat sie falsch gemacht? Warum nur geriet sie bei ihm jedes mal in die gleiche Situation? Sie fragte sich, ob er sie noch liebte, sah ihn an, sein Gesicht, sie merkte wie es in seinen Augenwinkeln blinzelte. Konnte es sein, daß er es genoss, sie in die Enge zu treiben? Das weckte ihren Kampfgeist umso mehr. Sie setzt sich wieder, nahm das Glas in ihre Hand, nahm einen Schluck. "Gut, wieviel bin ich dir schuldig?" Sie ließ ihn dabei nicht aus den Augen. "Du bist dir aber dessen bewußt, daß dies meinen Ruin bedeutet?"

 

Er wusste es sehr wohl, nickte kaum merklich mit dem Kopf. Er wußte wie hart es für sie war. Sie konnte einfach nicht verlieren, und schon gar nicht beim Monopoly.